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Keine Rendite mit der Miete

Die Mieten in zahlreichen Städten ziehen seit langem deutlich an. Menschen werden dadurch aus ihren Vierteln verdrängt. Viele Beschäftigte können sich heute keine Wohnung in Arbeitsplatz-Nähe mehr leisten. Die Wohnungsfrage braucht vor diesem Hintergrund neue Antworten. Diese Broschüre von ver.di und IG BAU zeigt, welchen Beitrag die Wiedereinführung einer Wohngemeinnützigkeit für bezahlbaren, guten und klimagerechten Wohnraum leisten kann.
verdi BAU Broschüre Wohngemeinnützigkeit

Den gemeinwohlorientierten Wohnungsbau stärken! Was kann der Bund tun?

Online-Veranstaltung von DGB, IG BAU und ver.di am 2.6. von 10 bis 12 Uhr: Den gemeinwohlorientierten Wohnungsbau stärken! Was kann der Bund tun?

Vielerorts steigen die Mieten seit Jahren, und der Bestand an Sozialwohnungen wird immer kleiner. Menschen werden aus ihren Vierteln verdrängt. Viele Beschäftigte können sich keine Wohnung in der Nähe ihres Arbeitsplatzes mehr leisten. Abhilfe kann der gemeinwohlorientierte Wohnungsbau schaffen. Wir wollen gemeinsam mit Abgeordneten der demokratischen Parteien sowie mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern die Frage diskutieren, was der Bund tun kann, um gemeinwohlorientierten Wohnungsbau zu stärken.

Einladung Gemeinwohlorientierten Wohnungsbau stärken

 

 

WIE GEHT DAS: Bezahlbare Wohnungen im Ballungsraum?

Einladung zur Veranstaltung in Frankfurt/M.

Donnerstag, 22. Juni 2017, 19 Uhr

DGB-Haus Frankfurt, Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77

Die Zukunft Hessens entscheidet sich in den Kommunen. Hier liegt der Hebel, mit denen die sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen bewältigt werden können. Kommunalpolitik bedeutet für uns ein gutes Leben für Alle in lebenswerten Städten, Landkreisen und Gemeinden!

Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „vorsorgende Kommune!“ möchten wir gemeinsam mit Experten und interessierten Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern über verschiedene Zukunftsthemen von Städten, Landkreisen und Gemeinden diskutieren. Nach einem Einstiegsreferat sollen gemeinsame Zukunftsperspektiven entwickelt und dokumentiert werden.

Referat: Mike Josef
(Dezernent für Planung und Wohnen der Stadt Frankfurt a.M.)

Einleitung: Jürgen Bothner
(Landesbezirksleiter von ver.di Hessen)

Moderation: Hermann Schaus
(MdL, wohnungspolitischer Sprecher DIE LINKE. im Hessischen Landtag und Gewerkschaftssekretär im ver.di Landesbezirk Hessen)

Die Veranstaltungsreihe wird von der SGK-Hessen und von KommuneLinks unterstützt.

Eure Beteiligung ist erwünscht!

Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen Mieterverbänden haben sich in den letzten zwei Jahren an verschiedenen Aktivitäten beteiligt, wenn es um die Anliegen der Beschäftigten in der Wohnungswirtschaft ging. So zum Beispiel beim Runden Tisch des Fachbereich 13 von ver.di in NRW, bei den Branchenkonferenzen in Essen und in Berlin und beim Pressegespräch zur bundesweiten Tarifrunde der Wohnungswirtschaft. Jetzt ist eure Beteiligung gefragt!

Die „Mieten & Wohnen Konferenz“ findet am Freitag, 25.9. & Samstag, 26.9.2015 in Hamburg statt. Die OrganisatorInnen der Konferenz haben gebeten, ihre Einladung auch hier auf dem WoWi-Blog bekanntzumachen. Sie gilt vor allem auch für die Beschäftigten der Branche!

Bei der Konferenz geht es darum, sowohl „verschiedene Vorstellungen für lebenswerte und bezahlbare Wohnungen“ zu vertiefen als auch „die Vernetzung wohnungspolitisch aktiver AkteurInnen und Institutionen in Deutschland“ voranzutreiben. Die Ergebnisse sollen die Grundlage für eine Zusammenarbeit nach der Konferenz bilden, im Netzwerk „Mieten & Wohnen“. Wenn es für euch wichtig ist, dass auch die Sichtweise der Beschäftigten der Wohnungswirtschaft in den Diskussionen vertreten ist, macht mit und meldet euch an!

Flyer zur Konferenz

Anmeldungen zur Konferenz sind telefonisch, per Mail oder per Brief möglich bei:

Martin Krämer /

Netzwerk Mieten & Wohnen c/o MhM, Bartelsstraße 30, 20357 Hamburg

Tel. 0234 96 11 464

info@netzwerk-mieten-wohnen.de

Mehr Infos findet ihr demnächst auch unter: Netzwerk Mieten & Wohnen

Wohnraum als Ware, Beschäftigte als Sparfaktor

ver.di PublikAusgabe 05:  Link zum Artikel in der ver.di Publik

In der Tarifrunde für die 65.000 Beschäftigten gab es erstmals seit langem kollektive Aktionen. Organizer gewinnen neue ver.di-Mitglieder.

von Jörn Boewe und Johannes Schulten

Hunderttausende Wohnungen sind seit Anfang der 90er Jahre privatisiert worden. Mit Personalabbau, Arbeitsverdichtung und Tarifflucht haben Finanzinvestoren ihre Renditen gesteigert. Doch die Beschäftigten gewinnen an Selbstbewusstsein, wie sich in der Tarifrunde gezeigt hat. „Wohnungsverwalter waren noch nie besonders kämpferische Gewerkschafter“, sagt Sabine Herbst, Betriebsrätin bei der Berliner Gewobag, dem zweitgrößten kommunalen Wohnungsunternehmen der Hauptstadt. „Bei uns steht keiner mit dem Transparent vor der Tür.“ Aber das ändert sich zurzeit.

Wohnraum als Ware

Lange war die Wohnungswirtschaft sozialpartnerschaftlich ausgerichtet – und das nicht von ungefähr. Allein die Idee, dass Kommunen preiswerte Wohnungen bauen oder Unternehmen für ihre Arbeiter und Angestellten Werkswohnungen bereitstellen, ist sozial, von den Wohnungsbaugenossenschaften, den Selbsthilfeorganisationen der Arbeiterbewegung, ganz zu schweigen. Doch längst ist Wohnraum zur Ware geworden, zum Spekulations- und Renditeobjekt – und das nicht nur im Luxussegment, sondern auch im Massenmarkt. Um die Jahrtausendwende ging es richtig los: Internationale Finanzfonds kauften günstige Wohnungen zu Hunderttausenden. Mieter bekamen schnell zu spüren, was der Eigentümerwechsel für sie bedeutete. Um ihre überzogenen Renditeerwartungen zu erfüllen, nutzten die Investoren jeden Spielraum für Mieterhöhungen. Ausgewählte Bestände wurden luxusmodernisiert, bei einem Großteil der Wohnungen, vor allem im unteren Mietpreisbereich, wurde dafür radikal an der Instandhaltung gespart.

Und auch für die Beschäftigten änderte sich einiges. Allein der Branchenriese Deutsche Annington baute Hunderte Arbeitsplätze in mehreren Wellen ab. Besonders heftig wurde es nach der Finanzkrise 2008. Das Unternehmen schloss die regionalen Kundencenter, die Mitarbeiter/innen bekamen nun ihre Arbeitsaufträge auf die Laptops geschickt. „Ihr Arbeitsplatz war ab jetzt im Auto“, erinnert sich der Konzernbetriebsratsvorsitzende Manfred Nordwig, „und ihre Toilette im besten Fall bei McDonald’s. Kolleginnen und Kollegen sind darüber krank geworden“. Wo wieder Personal eingestellt wurde, geschah das seitdem in tariflosen Gesellschaften. Die Unternehmensstruktur wurde inzwischen gezielt darauf zugeschnitten. „Jedes tarifgebundene Konzernunternehmen“, sagt Manfred Nordwig, „hat eine tariflose Schwestergesellschaft“.

Abgeschoben in Tochtergesellschaften

Nicht besser verhielten sich die anderen privaten Unternehmer in der Branche. Doch der Druck, „marktkonform“ zu agieren, prägte bald auch die Arbeitsbedingungen der öffentlichen Unternehmen. Auch sie lagerten immer mehr Tätigkeiten aus. So lief es bei der Gewobag, einem zu hundert Prozent im Besitz des Landes Berlin befindlichen Wohnungsbauunternehmen mit 100.000 Wohnungen. Wie die Hauswarttätigkeiten wurde dort auch die Mietergewinnung vom Schalten der Anzeigen über die Wohnungsbesichtigung bis zum Vertragsabschluss in eine Tochtergesellschaft ausgelagert. Anstelle des Tarifgehalts bekommen die Mitarbeiter/innen jetzt einen Mix aus einem Festgehalt und einer Provision.

Kollektive Aktionen

„Die Arbeit wird immer weiter zergliedert“, sagt Gewobag-Betriebsrätin Sabine Herbst. Immer weniger Leute müssten immer mehr Aufgaben bewältigen. Die Arbeitsverdichtung ist ein großes Problem. „Doch langsam, aber sicher beginnen die Kolleginnen und Kollegen damit, sich zusammenzuschließen. Wir gewinnen ständig neue Mitglieder“, fügt sie hinzu.

Sabine Herbst gehört auch zur ver.di-Bundestarifkommission für die Immobilienwirtschaft. Ende Juni konnte ver.di gemeinsam mit der IG BAU für die bundesweit 65.000 Beschäftigten einen Tarifabschluss erreichen. Dadurch bekommen die Beschäftigten seit Anfang Juli 2,4 Prozent, mindestens aber 70 Euro Gehalt mehr. „Wir hätten uns mehr erhofft“, räumt Carla Dietrich von der ver.di-Bundesverwaltung ein. Aber „bei unserem noch schwachen Organisa­tionsgrad“ sei das ein gutes Ergebnis. „Wir haben den Einstieg in einen Sockelbetrag geschafft, der das Gehalt der Kollegen in den niedrigen Entgeltgruppen stärker anhebt.“ Neu sei gewesen, dass es erstmals seit langem kollektive Aktionen und eine breite Diskussion gab. „Auf diesem Weg machen wir weiter“, sagt Dietrich. „Wir werden Schritt für Schritt mehr Mitglieder gewinnen, um Druck ausüben zu können und die Tarifbindung zu stärken.“

Nächstes Etappenziel ist der Marktführer Deutsche Annington. In zwei ausgewählten Tochtergesellschaften ist es ver.di bereits gelungen, so viele Kolleg/innen zu organisieren, dass im Unternehmen nun Tarifkommissionen gewählt werden können. Gezielt hat die Gewerkschaft seit Ende 2013 in einem Organizing-Projekt darauf hingearbeitet.

„Ob wir damit Erfolg haben, entscheiden am Ende aber die Beschäftigten“, sagt ver.di-Sekretär Jeffrey Raffo. „Wir können ihnen dabei helfen, aktiv zu werden, um ihre Situation zu verbessern.“ Doch machen müssten sie es selbst. Raffo ist US-Amerikaner. Er war früher jenseits des Atlantiks als Organizer in gewerkschaftlich schwachen Branchen wie dem Gesundheitswesen und der Textilindustrie aktiv und hat dann in Deutschland für die IG Metall Beschäftigte im Windkraftanlagenbau organisiert. Im Herbst, so der Plan von ver.di und den Aktiven, wollen die neugewählten Tarifkommissionen der Deutschen Annington ihre Forderungen präsentieren.

Wo stehen wir in der Wohnungspolitik?

00_Rahwa-Hüweler_68cDie DGB-Konferenz Umdenken – Gegenlenken „Handlungsfähiger Staat im Bereich der Wohnungspolitik“ will
aktuelle Entwicklungen in der Wohnungspolitik diskutieren.
Hierbei sollen Gewerkschafter, Vertreterinnen und Vertreter aus
Politik und Verbänden, Mieterschützer sowie Wissenschaftler zu
Wort kommen.

Die Anzahl preisgünstiger Wohnungen nimmt
seit Jahren ab. Wohnimmobilien sind nicht zuletzt durch die Krise
an den Finanzmärkten zum Investitions- und manchmal auch zum
Spekulationsobjekt geworden. Die Politik hat sich in den
vergangenen Jahren sukzessive aus der Förderung des sozialen
Wohnungsbaus zurückgezogen. Deshalb bedarf eine
Neuausrichtung der Wohnungspolitik nicht nur Ansätze im
Mietbereich sondern ebenfalls Impulse für verstärkten Neubau,
vor allen Dingen im bezahlbaren Bereich, sowie altersgerechte
und energetische Sanierungsanstrengungen.

Am 15. Oktober diskutieren beim DGB Bundesvorstand in Berlin unter anderem Bundesministerin Hendricks, DGB Vorstandsmitglied Stefan Körzell, Landesfachbereichsleiterin Besondere Dienstleistungen ver.di-Landesbezirk NRW Andrea Becker, der stellvertretende Vorsitzende der IG BAU Dietmar Schäfers sowie Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, aus der Wissenschaft und aus der Politik.