Nachdem Ende Mai bekannt wurde, dass zum 01.07.2016 ein Betriebsübergang des Kundenservice der ehemaligen Deutschen Annington in die Vonovia Property Management GmbH (ehemals Gagfah Property Management GmbH) statt finden soll, führte der noch amtierende Betriebsrat des Kundenservice am 29.06.2016 seine letzte Betriebsversammlung im RuhrCongress Bochum durch.
Zu Beginn der Versammlung erläuterte die Betriebsratsvorsitzende, wie der Betriebsübergang und der Interessenausgleich zustande gekommen sind und welche Veränderungen auf die Beschäftigten zukommen. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie und der gesamte Betriebsrat eine so unfaire Vorgehensweise seitens des Arbeitgebers niemals für möglich gehalten hätten. Hier ein paar Fakten:
– Der AG wollte keinen Betriebsübergang, er wollte allen Beschäftigten, die nach Duisburg müssen neue Arbeitsverträge anbieten, so dass sämtliche Besitzstände aus bestehenden Arbeitsverträgen für sie weg gefallen wären. Hier hat der Betriebsrat sich glücklicherweise durchsetzen können.
– Der Betriebsübergang bringt Verschlechterungen – vor allem für die nicht tarifgebundenen Beschäftigten mit sich (mehr Samstagsarbeit, die Gleitzeit fällt weg)-. Den Betriebsräten wurde mit Outsourcing gedroht, falls sie den Interessenausgleich nicht unterschreiben. Aus unserer Sicht ist das Erpressung.
– Ihr Betriebsrat ist ab dem 1.7. nicht mehr zuständig sondern der Betriebsrat der Vonovia Property Management GmbH (ehemals Gagfah Property Management GmbH)
„Das ist harter Tobak“, war nach dem Beitrag der Betriebsratsvorsitzenden dann die einzige Äußerung die der Geschäftsführung, zu den ihr gemachten Vorwürfen einfiel. In ihrem anschließenden Beitrag erläuterte die Geschäftsführung dann paradoxerweise, wie wichtig Insourcing sei und wie gut die Vonovia mit dieser Strategie führe. Insourcing betreiben – was wir ausdrücklich unterstützen – und mit Outsourcing drohen, da passt aus unserer Sicht etwas nicht zusammen.
Die Geschäftsführung erläuterte außerdem, warum und wieso die Umstrukturierung aus Unternehmenssicht erforderlich sei.
Nach der Geschäftsführung bewertete Andrea Becker (ver.di Landesfachbereichsleiterin Fachbereich besondere Dienstleistungen NRW und Verhandlungsführerin in der Tarifbewegung bei Vonovia) aus ver.di Sicht den Betriebsübergang. Sie kritisierte den Umgang des Arbeitgebers mit den Betriebsräten und den Beschäftigten und die Tatsache, dass neben dem Umzug, der für viele Beschäftige einen Nachteil bedeutet, durch zusätzliche Fahrtzeiten weitere Verschlechterungen vereinbart wurden.
All dies müsse aus Ihrer Sicht nicht so bleiben. Um gleichbleibende, gute Arbeitsbedingungen und regelmäßige Lohn- und Gehaltserhöhungen für alle sicher zu stellen ist die einzige Lösung der Tarifvertrag für alle! Im weiteren Verlauf ihres Beitrages gab Andrea dem Betriebsrat der Gagfah mit auf den Weg, die Neuwahl eines Betriebsrates möglich zu machen da dies von vielen Beschäftigten des Kundenservice der ehemaligen Deutschen Annington so gewollt sei. Aus ver.di Sicht wäre es nur ein Akt der Fairness, allen Beschäftigten die Möglichkeit zu geben den Betriebsrat zu wählen, der in Zukunft ihre Interessen vertreten soll.
Zu guter Letzt forderte Katja Arndt (ver.di Bochum-Herne) ein klares Signal der Belegschaft, auch in Richtung AG, ob die Beschäftigten nach wie vor hinter ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag für alle bei Vonovia stehen und ob sie ebenfalls bereit sind etwas dafür zu tun. Die Beschäftigten, die diese 2 Fragen mit ja beantworten konnten wurden gebeten einmal aufzustehen. Es war ein beeindruckendes Bild, das dann entstand, denn mindestens 75 % der Beschäftigten inklusive Betriebsrat sind aufgestanden und haben uns somit den Auftrag erteilt, die Tarifbewegung weiter voranzutreiben, Betriebsübergang hin oder her.
Die Beschäftigten der Vonovia Property Management GmbH sollten sich also ab sofort bereit halten! Es ist gut möglich, dass ihre Aktionsbereitschaft schon sehr bald gefragt sein wird.
Die Hemmschwelle sinkt immer mehr bei den Mitarbeitern. Inzwischen hat das „Klima der Angst“ es soweit gebracht plus den ganzen Verschlechterungen (Schichtplan bis 20 Uhr, Samstagsarbeit, riesige Großraumbüros), dass es den Miarbeitern gar nicht mehr so schlecht vor kommt gekündigt zu werden. Irgendwann zieht auch das Torschlagargument Outsourcing nicht mehr. Dann kann man aber versuchen doch nochbwas zu erreichen, gerne auch mit Streik.
Von Admin für „Schöne neue Welt“ wieder eingestellt: „Eine Frechheit ist es auch, dass sich der Geschäftsführer Herr Hollstein auf der Betriebsversammlung vor die versammelte Mannschaft stellt und im Rahmen der elektronischen Zeiterfassung eine Rüstzeit von 5 Minuten verspricht. Jetzt wird in Duisburg das System eingesetzt und nun gibt es diese Rüstzeit nicht mehr. Offensichtlich hat sich die Geschäftsführung im Nachgang informiert und festgestellt, dass es gesetzlich möglicherweise nicht notwendig ist. Also warum den Mitarbeitern diese Rüstzeit zugestehen? Muss ja nicht stimmen, was man auf Betriebsversammlungen so erzählt.
Auch dies unterstreicht wieder eindeutig, woher der Wind weht. Der einzige Unterschied zum Outsourcing besteht lediglich darin, dass hier noch Vonovia dransteht. Ansonsten haben wir in der Duisburger Billigtochter der Vonovia doch praktisch nichts mehr mit der „echten“ Vonovia aus Bochum gemeinsam.“
Liebe ver.di,
Wann erfüllt ihr endlich eure Versprechen und kämpft mit uns um einen Tarifvertrag.
Die Vonovia Property Management GmbH wird immer mehr zum Sklaventreiber.
Da nach der letzten Mail der Tarifvertrag in weite Ferne gerückt ist weil zu wenige den Mut finden solidarisch zu sein, kann jetzt jeder auf eigene Faust für mehr Geld kämpfen, leider ist das nicht wirklich einfach (eigene Erfahrung) und wenig erfolgversprechend. Vielleicht könnte man eine Sammelklage mit Hilfe von Verdi einreichen.
Lieber Peter, wir finden es auch schade, dass wir die Tarifbewegung beim Immobilienservice auf Standby schalten mussten. Es ist allerdings schwierig bis unmöglich, den Arbeitgeber abseits von Tarifverhandlungen zur Zahlung von mehr Gehalt zu zwingen. Alleine kämpft es sich schlecht um mehr Geld, diese Erfahrung mussten viele von euch in den letzten Wochen bereits machen. Und es gibt für Arbeitnehmer leider nicht die Möglichkeit ihren AG in Form einer Sammelklage zu verklagen, weil er ihnen zu wenig zahlt. Außer er zahlt unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns, was bei euch aber nicht der Fall ist.
Gemeinsam hätten wir eine gerechtes Gehalt für alle erzwingen können und können es noch. Doch mit diesem Weg müssen wir warten, bis mehr von euch dazu auch bereit sind.