Unglaublich! AGV will nicht über Entgelterhöhungen verhandeln

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
die Corona Pandemie stellt uns alle vor große Herausforderungen. Neben den Ängsten vor der Krankheit und deren Auswirkungen auf euch und eure Familien, plagen viele Menschen auch die Angst vor einer ungewissen Zukunft.

Viele eurer Mieter sind in Kurzarbeit oder davon bedroht, benötigen eure Hilfe im Umgang mit sozialen Härten und der Fragen zu Mietstundungen etc. Eure Arbeitgeber und der Gesetzgeber geben euch dazu die nötigen Instrumente in die Hand. Die Gewissheit seine Wohnung und damit seinen Lebensraum nicht zu verlieren beruhigt die Menschen und ist auch das Ergebnis eures Einsatzes.

Das ist im Moment noch viel wertvoller, da ein großer Teil von euch im Homeoffice ist, mit weniger Kontakt zu Kollegen und Mietern im Büro oder im Schichtbetrieb arbeiten und somit noch viel mehr leisten als ihr es bis dato schon getan habt.

Umso fassungsloser macht uns daher der Versuch des Arbeitgeberverbandes der Immobilienwirtschaft (AgV) aus dieser Situation Kapital für seine Unternehmen zu schlagen. Am 11. Mai 2020 hat uns der AgV darüber informiert, bis zum 30. Juni 2021 keine Entgelterhöhung bezahlen zu wollen und stattdessen einen Tarifvertrag zur Kurzarbeit unter dem Deckmantel der Arbeitsplatzsicherung zu vereinbaren. Dieses Vorgehen ist für ver.di und IG BAU nicht akzeptabel.

Am 13. Mai 2020 haben die Tarifkommissionen von ver.di und IG BAU jeweils in einer Telefonkonferenz darüber beraten und den Arbeitgeberverband aufgefordert umgehend mit uns in die Tarifverhandlungen zum bereits gekündigten Vergütungstarifvertrag einzusteigen. Entsprechende Terminvorschläge wurden unterbreitet.

Die Tarifkommissionen von ver.di und IG BAU

72 Gedanken zu „Unglaublich! AGV will nicht über Entgelterhöhungen verhandeln“

  1. Ich bin seit mehr als 30 Jahren nun in der Wohnungswirtschaft beschäftigt. Noch vor etwa 20 Jahren gehörte diese Branche zu den „Besserverdienenden“. Das war zu einer Zeit, als Verdi noch nicht für uns zuständig war. Damals wurden wir von der HBV und IG Baustein-Erden vertreten.
    In den letzten 20 Jahren sieht das tariflich ziemlich exakt so aus, dass die Lohnerhöhungen sich immer an der Lohnentwicklung des deutschen Durchschnittsverdieners orientieren. Damit meine ich den jährlichen Bruttoverdienst der für genau einen Rentenpunkt ausreicht. Geht der 2% rauf, gehen wir auch 2% rauf…
    Nun könnte man sagen,“ das ist doch okay“! Fakt ist jedoch, dass Ich früher mit meinen Freunden und Bekannten in der Auto-,Metall-,Chemie- und IT-Brache mithalten konnte. Heute jedoch haben mich diese längst verdienstmäßig abgehängt. Der durchschnittsverdienst der Deutschen errechnet sich eben aus allen Berufsgruppen und die Wohnungswirtschaft hat – wie ich meine – viel eingebüßt.
    Schade! Aber auf meine alten Tage (57) werde ich weder einen anderen Job suchen, noch aus der Gewerkschaft austreten.
    Noch eine Anmerkung zum Schluss.
    Viele meiner ehemaligen Kollegen kamen noch in den Genuss einer vom Staat unterstützten Alterszeitregelung. Diese staatlichen Subventionen gibt es leider nicht mehr. Mein Arbeitgeber (ein ehemals gemeinnütziges Wohnungsunternehmen) bietet mir leider keine Alternativen.
    Vielleicht kann man ja im Zuge der Tarifverhandlungen mal mit dem Arbeitgeberverband über ein zukünftiges Modell nachdenken. Ansonsten arbeite ich halt noch 10 Jahre ….

    1. Ich schließe mich absolut Markus an!
      Ich bin ebenso wie er bereits 57 Jahre alt und arbeite seit nunmehr 34 Jahren in der Wohnungswirtschaft- ehemalige Wohnungsgenossenschaft.
      Ich bin Handwerksmeister und als Arbeiter eingestellt.
      Die Lohnentwicklung der vergangenen Jahre ist jämmerlich, über Jahre wurden die Beschäftigten kurz gehalten. Als ich 86 angefangen habe, konnte ich locker mit den Kollegen auf dem Bau mithalten.
      Mittlerweile sind wir deutlich abgehängt. Hier ist, wie Markus vollkommen richtig vermutet, der Wechsel zu Verdi mitverantwortlich zu machen.
      Ich selbst war 25 Jahre Betriebsobmann, aber als kleine „Randgruppe“ wurde man selbst bei Betriebsratschulungen mehr oder weniger übersehen – Themaverfehlungen allenthalben- auf die speziellen Bedürfnisse von Betriebsräten in kleineren Unternehmungen wurde kaum eingegangen.
      Genauso verhält es sich mit den Interessen für die relativ kleine Gruppe der Wohnungswirtschaftler- wir sind nur eine „Randerscheinung“ und haben deshalb anscheinend nicht genügend Gewicht, um die OBEREN von Verdi auf uns, sowie unsere Bedürfnisse aufmerksam zu machen.
      Nach vielen Jahren in der Gewerkschaft, habe ich die Konsequenzen gezogen werde mich diesbezüglich zurückziehen.
      – Jetzt wird bestimmt ein Aufschrei ergehen- Leute, wie wollt ihr junge Menschen für die Gewerkschafts-
      und Betriebsratsarbeit begeistern, wenn wir uns kaum bemerkbar machen können!

      Markus, Du bist nicht alleine und ich schließe mich in jedem Punkt Deiner Meinung an!

      Klaus

  2. Und der Durchschnittsverdienst der Rente für einen Rentenpunkt steigt wie folgt:

    2019 = 38.901 €
    2020 = 40.555 €

    Das ist eine Differenz von 4,25 % mehr.

  3. Es gibt in der Wohnungswirtschaft null Probleme mit der Liquidität, wenn dann ist das sicher nicht auf die Corona-Krise zurückzuführen. Schamlose Begründung des AGV, die Metaller haben über Jahre hinweg deutlich bessere Tarif-Ergebnisse gehabt und jetzt sagt man wie in anderen Tarifen auf Beschäftigungssicherung setzen, statt Gehaltserhöhung. Es gibt wohl kein Wohnungsunternehmen, das Corona bedingt kündigen musste.

    1. Ich kann das alles „unterschreiben“.
      Leider haben sich die Kolleg*innen aber in den letzten Jahren gewerkschaftlich kaum organisiert. Und das ist meiner Meinung nach das größte Problem bei unserer Branche!!!
      In der Metall- und Chemieindustrie sieht das wesentlich besser aus.

      Was soll man denn bei den Verhandlungen dem AGV entgegen setzen?
      Wer würde denn streiken in unseren Betrieben, in denen noch nicht mal Betriebsräte in der Gewerkschaft sind?
      In meinem Betrieb fragt noch nicht mal einer, wie es denn jetzt mit Verhandlungen aussieht….Unterstützung Fehlanzeige! Aussagen wie „wenn es eng wird, kann ich immer noch in die Gewerkschaft eintreten“ sind da noch harmlos.
      So sieht es aus in vielen Bereichen- musste ich mal loswerden.

  4. Die Vorlage des AGV ist schlichtweg eine Frechheit und eine Beleidigung für tausende von Arbeitnehmern. Es ist darüberhinaus schamlos wie die gegenwärtige Situation ausgenutzt wird, um in dieser Lage Stimmungen zu schüren. Viele Wohnungsunternehmen werden dieses Jahr aufgrund von zurückstellten Investitionen und einem deutlichen Rückgang der Fluktuation Rekordgewinne einfahren. Gleichzeitig wurden und werden doch gerade viele Mitarbeiter bei Wohnungsgenossenschaft etc. durch die Krise zusätzlich stark belastet , weil sie für viele ihrer Kunden in jeder Lebenslage „der Ansprechpartner“ sind und gerade in der sozialen Betreuung ihrer Kunden von den Mitarbeitern in der Wohnungswirtschaft zurzeit Höchstleistung erbracht werden .
    So sollte neben einer deutlichen Tariferhöhung auch zusätzlich über eine Sonderprämie (ähnlich wie im Pflegebereich) für die Mitarbeiter in der Wohnungswirtschaft verhandelt werden .
    der Vorstoß des AGV ist unakzeptabel. Wir müssen zusammen stehen !!!

  5. Mich würde Mal interessieren auf welcher Grundlage der AGV argumentiert. Verzichten seine Mitglieder auf Mieterhöhungen, gibt es außerordentliche Kosten aufgrund von Corona? Falls dem so ist, sind das evtl. Politische Entscheidungen? Lieber AGV, so haltet ihr nur die Mitarbeiter die auch so schon kein Land sehen, die flexiblen „fitten“ Mitarbeiter suchen sich etwas lukratives als die Wohnungswirtschaft. Das Verhalten des AGV ist unsozial und zynisch.

  6. Sehr guter Beitrag von Michael. Er bringt die Sache klar auf den Punkt .

    Gibt es von unserer Seite bereits Überlegungen eine Sonderprämie in den abstehenden Verhandlungen zu fordern ? Meines Wissens wäre eine solche Prämie doch sogar steuerfrei.

    Ich hoffe wir bleiben in den Verhandlungen standhaft und knicken nicht wieder so schnell ein.
    Ein Abschluss von min. 5,2 % (für 12 Monate) muss dieses Mal drin sein .

  7. Der AgV hat ja wirklich Humor!

    Aber im ernst, die Vorlage des des AgV ist für mich unseriös und führt zu einem großen Vertrauensverlust .

    Der AgV betreibt hier groben Populismus.

    So sollten Partner nicht miteinander umgehen .

  8. Ich bin absolut fassungslos und halte den Vorstoß vom AGV auch gesellschaftspolitisch für äußerst bedenklich.

    Der Vorstoß vom AGV sollte unter den Arbeitnehmern in der Wohnungswirtschaft viel mehr publik gemacht werden .
    Die Gewerkschaften würden mit Sicherheit einen deutlichen Mitglieder Zulauf erfahren.

    Der AGV hat hier sämtliche Spielregeln verletzt und sich in jeder Form disqualifiziert .

    Gibt es schon eine Reaktion auf unsere Terminvorschläge ?

    1. Wir haben den Arbeitgeberverband zu Verhandlungen aufgefordert und warten nun auf eine entsprechende Antwort. Sobald es in dieser Angelegenheit etwas Neues gibt, werdet ihr es hier erfahren.

  9. Bitte Verdi, in der Bauhauptbranche werden 6,8 % seitens der IG Bau gefordert plus 230 €.
    Ich würde mir eine ähnliche Forderung in Zusammenarbeit mit der IG Bau eurerseits wünschen.
    Notfalls müssen wir halt auch mal auf die Straße und mit Streik drohen.. Aber dauernd nur Rentenausgleich ist keine Lösung!

  10. Ich sehe in unserem ca. 8000VE Unternehmen keine großen Auswirkungen. Die Schwankung in den Zahlen spiegelt die Schwankungen der letzte Jahre wieder.

  11. Bin schon überrascht, dass die Arbeitgeber nichts zusätzlich zahlen wollen. Bei uns im Unternehmen gibt es gerade einmal eine Handvoll Menschen, die wegen der vermeintlichen Corona-Pandemie ihre Miete nicht vollständig zahlen können. Ansonsten läuft alles ganz normal.

    Für mich ein billiger Trick der Arbeitgeber vor dem Hintergrund dieser vermeintlichen Pandemie Geld zu sparen!

  12. Wie fast überall im Leben ist es auch hier eine Frage der Macht. Ich kenne den Verdi Organisationsgrad in der Wohnungswirtschaft nicht, denke aber, dass er nicht besonders hoch ist. Und dann hat man eben auch keine Macht, etwas durchzusetzen. Natürlich ist die Haltung der Arbeitgeber eine Unverschämtheit gegenüber ihren Mitarbeitenden
    und zeugt von Gering- anstatt von Wertschätzung für die geleistete Arbeit. Mir erschließt sich auch nicht, wo in der Wohnungswirtschaft Kurzarbeit ein Thema ist. Der Laden läuft doch sicher überall weiter. Mieten und Hausgelder einnehmen, Betriebskosten abrechnen, sich um die Liegenschaften kümmern usw. . Im Gegenteil, da und dort wird es zusätzliche, coronabedingte Mietausfälle geben und die lösen bei den Mitarbeitenden Mehrarbeit aus.
    Es gibt nach meinem Eindruck einen erheblichen Fachkräftemangel auch in der Wohnungswirtschaft. Und der wird durch eine m.E. unbegründete „Lohnzurückhaltung“ nicht eben kleiner.

  13. Guten Morgen,

    hat der AGV sich denn jetzt mal zu einer Antwort herabgelassen oder zumindest einem Termin zugestimmt?

    LG Ingo

    1. Guten Morgen,
      inhaltlich hat sich der AGV bisher nicht geäussert. Er hat allerdings mitgeteilt, dass er unsere Vorstellungen in einer Sitzung am 03.06. zur Diskussion stellen werde und sich danach inhaltlich äussern werde.

        1. Hallo Ingo,
          trotz Zusage, hat der AGV sich im Nachgang zu seiner Besprechung am vergangenen Mittwoch bisher nicht wieder bei uns/ver.di gemeldet. Wir werden dort spätestens in der nächsten Woche nachhaken.
          Ssobald es Neuigkeiten gibt, informiere ich euch hier!
          Schönes Wochenende!
          LG
          Katja

  14. Mir fehlt hier eindeutig der Nachdruck und der Elan von Verdi .
    Der Tarifvertrag wurde zum 30.06. gekündigt und es wurde bis heute noch nicht verhandelt.

    Loslegen und Gas geben!!!! Wir haben es „verdient“!!!!

    1. Super Idee Michael! Wer ist denn nochmal ver.di? Die ver.di Beschäftigten, die im Auftrag der organisierten ver.di Mitglieder im Betrieb Tarifbewegungen initiieren oder die organisierten Mitglieder im Betrieb? Aus meiner Sicht die Mitglieder im Betrieb! Nur die können den nötigen Druck aufbauen, indem sie sich organisieren und ver.di so den Rücken für gute Tarifverhandlungen stärken. Also Micha wie viel Nachdruck und Elan bringst du und dein Betrieb in die Verhandlungen ein?

  15. Tarifverhandlungen werden zwischen den zuständigen Gewerkschaftsvertretern und den zuständigen Arbeitgebervertretern geführt.

    Somit darf man unsere „Vertreter“ sehr wohl zu etwas mehr Nachdruck sowie Elan auffordern und es sollte sich hier niemand direkt auf den Schlips getreten fühlen.

  16. Natürlich darf man zu Elan und Nachdruck auffordern und trotzdem sind Gewerkschaften nur so stark, wie sie Mitglieder im Rücken haben. In der Wohnungswirtschaft ist noch nie gestreikt worden und ich wage zu bezweifeln, dass meine Kollegen zu streiken bereit wären. Uns gehts doch gut! Ich glaube, dass ver.di in unserer Branche nicht allzu viele Mitglieder hat und das wissen die Arbeitgeber auch. Also wo sollen unsere ver.di Vertreter den nötigen Druck herbekommen, wenn nicht aus den Belegschaften, die sich für IHREN Tarifvertrag in der Gewerkschaft organisieren? Ich glaube, das beste wäre, wenn so eine Tarifrunde mal ordentlich vor die Wand fährt. Vielleicht werden unsere Kolleginnen und Kollegen dann endlich wach, organisieren sich und werden in der Tarifrunde auch aktiv.

  17. Für mich ist ver.di (wie auch andere Gewerkschaften) grundsätzlich ein Dienstleister . Und wie jeder Dienstleister muss ich zuallererst meine „Kunden“ mit meiner Leistung überzeugen. Andernfalls werde ich keine neuen Mitglieder gewinnen können . Denn letztlich ist auch eine Gewerkschaft von der Struktur ein Unternehmen, welches von ihren „Kunden“ finanziert wird .
    Darüber hinaus ist selbstverständlich auch ehrenamtliches Engagement seiner Mitglieder sehr wichtig und bildet die Basis einer Gewerkschaft.

    Dennoch kann auch eine Partei nach einem schlechten Wahlergebnis nicht auf seine Nichtwähler, bzw. auf nicht vorhandene Mitglieder schimpfen und seine „Kunden“ dadurch zusätzlich sowie dauerhaft verprellen .

    Jede Firma, jede politische Partei, jede kirchliche Organisationen, jede Gewerkschaft, sprich jedes „Unternehmen“.. braucht eine Philosophie und jedes Unternehmen braucht Überzeugungskraft . Nur dann werde und kann ich erfolgreich sein. Dafür muss aber auch eine Gewerkschaft in Vorleistung gehen .
    Dafür werden zuallererst hauptamtliche Gewerkschaftsvertreter bezahlt und so funktioniert Marktwirtschaft.

    1. Mein Verständnis von Gewerkschaften ist ein anderes. In Geschichte habe ich gelernt, dass sich Beschäftigte vor mehr als 100 Jahren in Gewerkschaften zusammen geschlossen um ihrer Stimme entlich Gewicht zu verleihen und um gemeinsam für ihre Interessen als Arbeitnehmer einzustehen und diese durchzusetzen. Für mich ist eine Gewerkschaft weder mit einer Firma, noch mit einer Partei vergleichbar, denn es ist die einzige Organisation, die aus der Arbeiterbewegung selbst entstanden ist und die einzige, die sich für die Interessen von Beschäftigten stark macht, das tut sonst niemand.

      Aber gut, wenn wir bei deiner Argumentation bleiben wollen Michael. Seit mehreren Jahrzehnten profitieren doch wohl die Beschäftigten in der Wohnungwirtschaft von einem Tarifvertrag, der ihnen eine 37 h Woche, 30 Tage Urlaub, Urlaubs- und Weihnachtsgeld und regelmäßige Gehaltserhöhungen sichert (von derart luxuriösen Arbeitsbedingungen träumen die meisten Arbeitnehmer in Deutschland doch wohl nur noch). Und dieser Tarifvertrag sichert den Beschäftigten in der Wohnungswirtschaft nun schon so lange diese traumhaften Arbeitsbedingungen, obwohl die Mehrheit gar nicht gewerkschaftlich organisiert ist. Also wie viel Vorleistung und Überzeugungskraft darf es denn noch sein?

  18. Die geschichtliche Leistung sowie Bedeutung der Gründungsväter ist unbestritten und wird zum Glück von fast niemandem bestritten.

    Aber Erfolg ist stets eine Momentaufnahme und Stillstand heißt auch hier Rückschritt.

    Ich werde einen 20 jährigen Azubi nicht mit mit den gewerkschaftlichen Erfolgen vor 100 Jahren überzeugen können . Nostalgie ist schön, aber darauf darf sich keine Generation ausruhen . Diese Erfahrungen mussten schon Weltkonzerne , Volksparteien, Fußballvereine und sogar Kirchen machen .

    Weiter kann ich eine heutige Gewerkschaftsstruktur nicht mit der Gründungsidee vergleichen. Vor 100 Jahren haben die Urväter „ehrenamtlich„ für ihre Rechte gekämpft und leider nicht zu selten ihren Job oder ihr Leben dafür verloren.

    Heutige Gewerkschaftsfunktionärie werden gut bezahlt und besetzen dazu noch sehr gut dotierte Beratungs- oder Aufsichtsratsposten.

    Gute Frauen/Männer kosten Geld und an dem Punkt darf Nostalgie selbstverständlich auch aufhören.

    Gleichzeitig müssen die Gewerkschaften dann auch abliefern und endlich aus der Komfortzone rauskommen .
    Sie sind es nicht nur ihren Mitgliedern, sondern auch tausenden von Arbeitnehmern und vor allem ihren Gründungsvätern schuldig .

    1. Das bedeutet eine 37 h Woche, 30 Tage Urlaub, Weihnachts- und Urlaubsgeld, regelmäßige Lohnerhöhungen für tausende Arbeitnehmer, die keine Gewerkschaftsmitglieder sind würdest du nicht als abgeliefert bezeichnen? Was sollte denn deiner Meinung nach noch abgeliefert werden und was meinst du mit Komfortzone verlassen?

    2. Und was haben wir, die Beschäftigten in der Immobilienwirtschaft, die sich mehrheitlich NICHT in Gewerkschaften organisieren, denn bisher getan, um uns die Privilegien, die unser Tarifvertrag mit sich bringt zu verdienen? Wann haben wir denn unsere Komfortzone schon Mal verlassen?

  19. Lolle, Dein Beitrag beschreibt das Wort Nostalgie ziemlich gut und bestätigt Michael in seiner richtigen Argumentation.

    Der Arbeitgeberverband wird Dir mit Sicherheit jubelnd zustimmen, aber wir sitzen auf der anderen Seite des Tisches.

    Klientelpolitik wird von Gewerkschaften an anderer Stelle zu Recht kritisiert, also sollte man auch selber keine Klientelpolitik einfordern.

    So ist auch nicht jeder Mensch Mitglied in der DLRG und trotzdem wird jede ertrinkende Person gerettet .

    Man sollte STOLZ sein Mitglied in einer Gewerkschaft zu sein und mit dem Stolz sollte man auch für andere Arbeitnehmer kämpfen und sie auch gerne für eine eigene Mitgliedschaft überzeugen.

    Und zur Info: die Zeiten von 14 Monatsgehältern sind leider schon lange vorbei .

    1. Ich bin stolzes Gewerkschaftsmitglied, aber ich finde es auf gut deutsch zum „kotzen“, dass ich schon mehr als 20 Jahre meinen monatlichen Beitrag leiste und sogenannte „Trittbrettfahrer“ davon profitieren und sich dann noch über vermeindlich schlechte Tarifabschlüsse echauffieren, weil DIE Gewerkschaft Mal wieder nichts auf die Reihe gekriegt hat. Ich frage mich wo diese Anspruchshaltung herkommt?
      Ich bleibe dabei, von nix kommt nix und dafür, dass meine Kolleginnen und Kollegen sich für ihre guten Arbeitsbedingungen nicht organisieren fahren sie mit diesem Tarifvertrag doch wirklich gut. Die Frage ist, wie lange das noch so bleibt, denn wie hier an anderer Stelle schon einmal geschrieben stand „Tarifverträge fallen nicht vom Himmel.“

  20. Für mich ist der Kommentar von Lolle leider auch nicht schlüssig oder gar nachvollziehbar.

    Die Arbeitsbedingungen in der Immobilienwirtschaft verschlechtern sich stetig . Einen Ausgleich auf der Gehaltsabrechnung gibt es dafür seit Jahren nicht .
    Zu den Tarifanpassungen haben schon Markus und Dieter alles geschrieben und ich möchte es hier nicht wiederholen.

    Selbstzufriedenheit ist selbstverständlich jedem zugestanden, aber mit Selbstzufriedenheit geht ver.di hoffentlich nicht in die Verhandlungen.

    1. „Die Arbeitsbedingungen in der Immobilienwirtschaft verschlechtern sich stetig.“

      Und was genau tun die Beschäftigten in der Immobilienwirtschaft dagegen, ausser sich weg zu ducken und sich über die Gewerkschaft zu beschweren, die ja angeblich nichts für sie tut?

  21. Lolle ich akzeptiere deine Meinung , aber ich empfinde sie als äußerst befremdlich und sie widerspricht meinem eigenen persönlichem Kompass.

    Du hast in Deinem Beitrag vom
    29.05. auf die Arbeiterbewegung, als Ursprung der Gewerkschaften, hingewiesen.
    Die Arbeiterbewegung hatte seinen Ursprungs in der Solidarität und Solidarität hört eben nicht beim eigenen Klientel oder den eigenen persönlichen Vorteilen auf .

    Du profitierst vielleicht auch von der Politik bestimmter Regierungsparteien , welche Du nicht selbst gewählt hast oder deren Mitglied Du nicht bist .

    Solidarität ist nicht zum kotzen. Solidarität ist die Basis unserer Gesellschaft..

    1. Auch wenn ich das Gefühl habe hier absichtlich falsch verstanden zu werden muss ich doch noch folgendes los werden.

      Der monatliche Gewerkschaftsbeitrag funktioniert nach dem sogenannten SOLIDARITÄTSPRINZIP, alle zahlen 1 %, d.h. derjenige mit 1000 € brutto, 10 € und der mit 10000 € brutto, 100 € im Monat und alle bekommen dafür die gleichen Leistungen. Ohne Mitglieder die die nötige Man- und Womanpower auf die Strassen bringen und deren Beiträge können Gewerkschaften nicht existieren. Ohne Gewerkschaften keine Tarifverträge. Alles ganz einfach und wunderbar solidarisch.

      Wenn ich unzufrieden mit meinen Arbeitsbedingungen bin werde ich Mitglied einer Gewerkschaft und versuche meine Kolleginnen und Kollegen ebenfalls von einer Mitgliedschaft zu überzeugen, weil ich weiß, alleine werde ich meine Arbeitsbedingungen nicht verbessern, hierfür braucht es viele, die sich für ihre Forderungen stark machen.

      Die Hände in den Schoss legen und sich darauf verlassen, dass meine Kollegen einen Beitrag leisten, damit ich gute Arbeitsbedingungen habe, hat aus meiner Sicht nichts mit Solidarität zu tun. Es gibt mit Sicherheit Menschen, die sich einen Gewerkschaftsbeitrag nicht leisten können, aber ich weiß, was die Kollegen in der Immobilienwirtschaft verdienen und ich weiß auch, was sie verdienen würden, wenn es keine Gewerkschaften gäbe, die Jahr um Jahr aufs Neue für Gehaltssteigerungen sorgen.

      Gewerkschaften sind nicht in erster Linie Dienstleister, Wirtschaftsunternehmen, mit der DLRG oder ähnlichem vergleichbar! Gewerkschaften sind auf Dauer angelegte, staats-, partei- und gegnerunabhängige Vereinigungen von und für Arbeitnehmer/n, die auf freiwilliger Mitgliedschaft basieren. Als etablierte Verbände organisieren sie abhängig Erwerbstätige (Arbeiter, Angestellte, Beamte) mit dem Ziel, deren wirtschaftliche, soziale, gesellschaftliche und politische Interessen zu vertreten…..(https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202034/gewerkschaften)

      Zu guter letzt stelle ich noch einmal die von euch bisher in Gänze unbeantorteten Fragen:
      Ist der Tarifvertrag der Immobilienwirtschaft kein guter Tarifvertrag?
      Haben die Beschäftigten in der Immobilienwirtschaft ein gottgegebenes Recht auf die Leistungen aus dem Tarifvertrag und müssen sie für den Fortbestand dessen tatsächlich nichts tun?
      Glaubt ihr wirklich ein paar hauptamtliche Gewerkschaftsfunktionäre können gute Tarifverträge aushandeln, ohne eine organisierte Belegschaft im Rücken und wenn ja, wie genau machen die das? Woher kommt der Druck?

      Das soll es von mir vorerst gewesen sein. Ich danke für die kontroverse Diskussion.

  22. Endlich mal eine lebhafte Diskussion an dieser Stelle .

    Ich bin auch Gewerkschaftsmitglied und finde Solidarität gar nicht zum kotzen. Ich setzte mich seit Jahren im Betriebsrat gerne für meine Kolleginnen und Kollegen ein und mache hier keinerlei Unterscheidungen nach Mitgliedsbuch .
    Der Ausspruch Trittbrettfahrer gefällt mir ebenfalls nicht und spiegelt nicht die Meinung der überwiegenden Mehrheit unserer Mitglieder wieder .

    Gerade Gewerkschaftsmitglieder sollten stets mit gutem Beispiel voran gehen und ihren Beitrag für ein gutes Miteinander leisten .
    Abgrenzung hat nichts mit meinem Verständnis von Gewerkschaftsarbeit zu tun .

  23. Sehr spannende Diskussion . Leider wird das schlechte Image der Gewerkschaften durch einige Beiträge zusätzlich bestärkt.
    Vielleicht erst nachdenken und dann schreiben . So wird man auch nicht falsch verstanden und muss seine Aussagen später nicht revidieren.

  24. Geht es in Tarifverhandlungen eigentlich immer „nur“ um Tariferhöhungen? (Bitte nicht falsch verstehen)

    Bei uns im Unternehmen gibt es z.B. immer noch keine flexiblen Arbeitszeiten, keine modernen Arbeitsplatzkonzepte wie Homeoffice und auch keine Entlohnung für Bereitschaftshabende.

    Und ist es eigentlich die Aufgabe des Betriebsrates für die Gewerkschaft zu werben?

    Sonnige Grüße

    1. Hallo Boris,
      in sogenannten Entgeltrunden geht es tatsächlich in erster Linie um Tariferhöhungen. Alles andere wird im Manteltarifvertrag geregelt. Um den Mantel neu verhandeln zu können müsste er zunächst von der Gewerkschaft oder dem AGV gekündigt werden. Was im Mantel geregelt wird, bestimmen die ver.di Mitglieder in den Betrieben. Regelungen zu flexiblen Arbeitszeiten und mobilem Arbeiten wären hier durchaus im Bereich des Möglichen. Die Bundestarifkommission bräuchte für solche Verhandlungen einen entsprechenden Auftrag von den Gewerkschaftsmitgliedern in den Betrieben.

      Und nein, es ist nicht die Aufgabe des Betriebsrates für die Gewerkschaft zu werben. Die Gewerkschaftswerbung durch Betriebsratsmitglieder ist zwar grundsätzlich zulässig. Allerdings sind Betriebsräte bei ihrer Amtsausübung durch § 75 Abs. 1 BetrVG zur verbandspolitischen Neutralität verpflichtet und dürfen ihre Amtsstellung nicht benutzen, um neue Mitglieder für ihre Gewerkschaft zu werben. Betriebsratsmitglieder dürfen daher als Gewerkschaftsmitglieder zwar im Rahmen der Koalitionsfreiheit Werbung für die Mitgliedschaft betreiben. Sie dürfen hierbei jedoch nicht die Objektivität und Neutralität ihrer Amtsführung aufgeben und nicht Arbeitnehmer wegen deren gewerkschaftlicher Einstellung bevorzugen oder benachteiligen.

      Es ist allerdings die Aufgabe des Betriebsrates darüber zu wachen, dass tarifliche Regelungen im Betrieb eingehalten werden.

      Sonnige Grüße zurück

  25. Moin, moin,
    Lolle wollte die Diskussion um die Trittbrettfahrer beenden, dennoch von mir noch ein Kommentar dazu:
    Auch bei uns fragen mich als BR und Verdimitglied seit vielen Jahren immer wieder die Kolleginnen und Kollegen zuerst nach Ergebnissen von Tarifverhandlungen, die nicht Mitglied sind.
    Dass unsere Genossenschaft Tarif an alle zahlt, liegt doch auch daran, dass dadurch kein Druck bei den Kollegen entsteht, sich gewerkschaftlich zu organisieren.
    Hier hinkt der Vergleich mit der DLRG oder anderen Rettungsorganisationen schon erheblich.
    Tatsächlich habe auch ich die Wohnungswirtschaft seit Jahrzehnten als Insel der Glückseligkeit empfunden.
    Derzeit kommt dieses Gefühl erheblich ins Wanken. Digitalisierung führt zu immer stärkerer Arbeitsverdichtung. Gleichzeitig fielen die letzten Tariferhöhungen eher unterdurchschnittlich aus. Hier ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten!
    Dies will ich aber auf keinen Fall Verdi vorwerfen. Das liegt eben an dem geringen Grad von Gewerkschaftsmitgliedern in der Wo-Wi.
    Gruß Frank

  26. Lieber Michael,
    sicher ist eine Gewerkschaft auch ein Dienstleister ´(zb beim Rechtsschutz) aber meines Erachtens nicht überwiegend oder sogar ausschließlich.
    ver.di/Gewerkschaften sind Interessensverbände, der in meinem konkreten Fall mehr oder weniger gut meine Interessen vertritt. Wie gut sie vertreten werden, hängt maßgeblich auch von mir und den anderen Mitgliedern ab. Nichtmitglieder entziehen sich bestenfalls einer Interessensvertretung, meines Erachtens fallen die mir aber sogar in den Rücken. Warum denkst du zb, dass Arbeitgeber auch Nichtmitglieder nach Tarifvertrag bezahlen? Aus Fairnis oder weil er weiß, tät der das nicht würden alle eintreten, es gäbe bessere Tarifverträge,… Und das soll ich mit meinem Beitrag unterstützen, dass die Nichtmitglieder sich bestenfalls dumm verhalten, aber eigentlich mir und den anderen Mitgliedern in den Rücken fallen? Wer nicht wenigstens passives Mitlglied in der Gewerkschaft ist, sollte den auch nicht bekommen. Die klugen Arbeitgeber werden aber besonders die Nichtmitglieder weiter „pämpern“. Das die das tun, verstehe ich, Wenn das Verhalten von Gewerkschaften und deren Mitgliedern unterstützt würde, wäre das nicht nur sinnlos, sonndern ein Schuss in den eigenen Fuss.

  27. Die Beiträge von Frank und Pino kann ich unterstützen.
    Leider hat Lolle mit ihren Kommentaren nicht nur ver.di den sprichwörtlichen Bärendienst erwiesen . Sachliche Diskussion geht wirklich anders .

    Für mich hat aber auch Michael in vielen Punkten Recht und trifft die Wurzel schon ganz gut .
    Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte , aber auch dafür ist so ein Austausch gut .

  28. Tach zusammen, ich teile Franks, Pinos aber auch Lolles Ansicht. Und auch wenn Lolle meinen Support vermutlich nicht braucht, frage ich mich doch, an welcher Stelle sie der Gewerkschaft einen Bärendienst erwiesen haben soll oder an welchen Stellen sie unsachlich geworden ist? Sie hat das mangelnde Engagement der Beschäftigten in der WoWi für ihren Tarifvertrag bemängelt. Sie hat die Beschäftigten, die vom Tarifvertrag profitieren, sich aber weigern Gewerkschaftsmitglied zu werden als Trittbrettfahrer bezeichnet (ich finde diesen Ausdruck durchaus berechtigt) und sie hat geschrieben, dass sie die mangelnde Solidarität der Nichtgewerkschaftsmitglieder, welche oft mit einer hohen Anspruchshaltung einhergeht zum kotzen findet. So zumindest habe ich sie verstanden. Und genauso sehe ich das auch! Ich kann da keine Unsachlichkeit erkennen. Darüber hinaus würde mich ebenfalls interessieren, ob hier wirklich jemand den momentan noch gültigen Manteltarifvertrag für die WoWi als schlecht bezeichnet? Ich denke, dieser MTV ist mehr als schützenswert und würde mir wünschen, dass meine Kolleginnen und Kollegen das auch entlich erkennen und sich mit mir und allen anderen Beschäftigten für den Erhalt des selbigen stark machen! Schönen Abend!

    1. Hallo,
      also beim Manteltarif fallen mir schon ein paar Dinge ein, die ich gerne anders oder deutlicher geregelt sehen würde. Ich weiß aber auch, dass die Arbeitgeber andere Dinge gerne verändern würden, die ich nun wiederum ganz prima finde. Insofern ist die jetzige Form wahrscheinlich ein ganz ordentlicher Kompromiss.
      Gruß Frank

  29. Hallo zusammen,
    auch gute und richtige Ansichten muss ich zuerst gut verkaufen.
    Das Forum ist immerhin öffentlich und es handelt sich hier um keinen privat Austausch von 2 Personen.

    Also sollte man schon zuerst denken und dann schreiben .
    Lolle hat hier wirklich ein schlechtes Bild abgegeben und dadurch, wenn sicher auch unbewusst, den Gewerkschaften keinen Gefallen getan .

    Auch bei einem Immobilienverkauf sollte ich erstmal die Vorzüge der Immobilie aufzeigen und nicht gleich mit dem feuchten Keller anfangen. Geschweige von dem Mörder in der Nachbarschaft berichten .

    Wortwahl wird unterschätzt , besonders die Wortwahl in einer schriftlichen Diskussion. In einer Podiumsdiskussion habe ich sicher einen größeren Spielraum.

  30. Na da bin ich aber froh, dass mich hier doch einige richtig verstanden haben.

    Ich weiß wirklich nicht, was an meinen Ausführung missverständlich gewesen sein oder der Gewerkschaft einen Bärendienst erwiesen haben soll, aber sollte ich hier irgend jemandem auf den Schlips getreten sein, entschuldige ich mich natürlich. Inhaltlich stehe ich zu dem, was ich geschrieben habe.

    Ich wünsche uns eine gute Tarifrunde und einen guten Abschluss!

  31. Zurück zur Sache und dem Ansatz von Sebastian.

    Mich persönlich würde ein Austausch über den Manteltarifvertrag auch sehr interessieren und ich persönlich halte den aktuellen Mantel für überholt .

    Im besonderen halte ich die Gehaltsgruppen für nicht mehr zeitgemäß.
    So würde ich die Einrichtung einer Gehaltsgruppe 7 favorisieren oder bei der bestehenden Struktur die 1 durch die neue 7 ersetzen .

    Darüberhinaus fehlen mir klare Regelungen zur Homeoffice , flexiblen Arbeitszeiten, Samstags- und Sonntagsarbeit und im besonderen zu Bereitschaftsdienst.
    Zusätzlich werden viele Kollegen ihren privaten PKW für den Arbeitsalltag nutzen und auch hierzu gibt es bisher keine bzw. nur gesetzliche Regelungen.

    Die 37 std . Woche halte ich ebenfalls für überholt und viele Unternehmen haben hierzu bereits andere Vereinbarungen getroffen
    So halte ich z. B. eine Quartalsarbeitszeit für Diskussionswürdig.

    Das sind aber nur erste Ansätze. Und bin über andere Meinungen gespannt .

  32. also auch wenn ich Lolle’s Haltung überhaupt nicht schlimm finde (im Gegenteil) finde ich auch, dass wir zum Thema zurück kommen sollten (danke Michael).
    Ich habe vor allem das Problem, dass wir hier auf der einen Seite Arbeitgeber haben, die schamlos die Situation ausnutzen, mit Corona momentan alles begründen zu können. Einen Umsatz oder Gewinneinbruch in meiner Bude und insg in der Branche sehe ich nicht und würde mich wundern, wenn den wer anders sieht. Wenn, dann ist es nicht Corona-bedingt.
    Ich habe eher das Problem, dass ich mir nicht zu helfen weiß, wie wir darauf reagieren. Wir sind z.B. bei uns im Haus etwa 40 Leute, kein Betriebsrat. Außer mir kenne ich nur 3 weitere Mitglieder. Ich würde gern was machen, ich würde mich auch bei uns im Haus trauen. ich werd mich die Tage (bin noch eine Woche im Homeoffice) mal mit den anderen besprechen, aber zuversichtlich bin ich nicht. Könnte evtl von ver.di mal wer vorbei kommen und mit uns 4 besprechen?

  33. Katja 29. Mai 2020 at 08:44
    Guten Morgen,
    inhaltlich hat sich der AGV bisher nicht geäussert. Er hat allerdings mitgeteilt, dass er unsere Vorstellungen in einer Sitzung am 03.06. zur Diskussion stellen werde und sich danach inhaltlich äussern werde.

    Gibt es da schon Neuigkeiten bezüglich der gestrigen Sitzung?

  34. Tach.

    Also ich kann den Jubel um den Tarifvertrag nicht ganz nachvollziehen. Ich bin kein Gewerkschaftsmitglied und sehe den Vertrag für mich und viele andere Kolleginnen/Kollegen als großen Nachteil.

    In meiner Firma werden zwar alle Kolleginnen/Kollegen übertariflich bezahlt (je nach Gehaltsstufe € 250,- 850,-) aber auch hier bietet der Tarifvertrag für meinen Arbeitgeber leider die Grundbasis.
    So wird es mit Sicherheit auch vielen anderen Kolleginnen/Kollegen ergehen .

    Der Tarifvertrag bietet in unsere Branche leider die Orientierung für die meisten Gehaltsgespräche.

    Deshalb haben auch nicht Gewerkschaftsmitglieder ein großes Interesse an der Debatte und halten es gleichwohl nicht für zielführend der Gewerkschaft beizutreten, weil es unterm Strich eher zu einer Verschlechterung der eigenen Situation kommen würde

    Das Leistungsprinzip spiegelt sich in unserer Branche aufgrund der Tarifbindung leider nicht bzw. viel zu wenig wieder .

    1. Hallo Bernd,
      zum Leistungsprinzip bleibt immer anzumerken, wie eine gerechte Leistungsbeurteilung möglich ist. Woran machst Du das fest? Anzahl der Vertragsabschlüsse? Höhe von Mietschulden? Anzahl von Krankheitstagen? Anzahl von Überstunden?
      Wenn ich den Alltag bei uns betrachte, ist es meinem Chef seit vielen Jahren nicht gelungen uns, dem BR, objektive Maßstäbe für die Verteilung von Leistungsprämien vorzustellen. Ansonsten gibt es doch die Zwischengruppen oder Leistungszulagen (§3 Ziff. 2 und 3 Manteltarif)
      Ich persönlich habe mehr Probleme mit dem Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung und mit der hier verankerten Möglichkeit Einstellungsverträge bis zu 4 Jahren ohne Sachgrund zu befristen.
      Homeoffice ist aus meiner Sicht ein schweres Thema, da der AG hier einen Arbeitsplatz in der Wohnung der Beschäftigten einrichten muss, bei Beachtung der Arbeitsstättenverordnung. Das muss dann auch überprüft werden, es werden Begehungen der Plätze erforderlich usw.
      Bitte verwechselt Homeoffice nicht mit dem mobilen Arbeiten wegen Corona. Hier gelten ganz andere Bestimmungen, da ist derzeit sogar der Küchentisch als Arbeitsplatz machbar.
      Gruß Frank

  35. Gut auf den Punkt gebracht Bernd .
    Ich bin leider auch ein Opfer .

    Mein Arbeitgeber schlägt zwar 1 % auf jede Tariferhöhung drauf und ich bekomme 14 volle Monatsgehälter , aber sogar mein AG belächelt die schwachen Abschlüsse regelmäßig.

    In anderen Branchen läuft es hier eindeutig besser und es sind zum oftmals noch viel weniger Arbeitnehmer in einer Gewerkschaft organisiert.
    Das Argument der zu schwachen Gewerkschaft verfängt also nicht .

    Darüber hinaus ist das Potenzial an Fachkräften in unser Branche mit knapp 65.000 Mann/Frau doch sehr überschaubar, so dass hier viele bessere Abschlüsse möglich sein müssen .

  36. Liebe Sabine, lieber Bernd,
    ich verstehe, was ihr zum Ausdruck bringen wollt, finde aber die Formulierung etwas schräg: „Opfer eines Tarifvertrages…“ Vielleicht mal grundsätzlich: Wenn mit dem TV bei euch bei der Lohnhöhe argumentiert wird, ist das ok…. als Untergrenze. Mir ist absolut klar, wie eure Arbeitgeber hier argumentieren. Aber nicht der TV -der die Untergrenze bildet- ist schuld, sondern die clevere, ausgefuchste Argumentation des Arbeitgebers. Wenn wir schlechtere Tarifverträge hätten (und ich befürchte, wenn das so weiter geht, könnten die schlechter werden), werden auch diese euren Arbeitgebern als Argumentationshilfe dienen.
    Der Umkehrschluss wäre ja, dass wenn es keinen Tarifvertrag gäbe, ihr eine bessere Verhandlungsposition hättet.
    Das Gegenteil dürfte der Fall sein, oder?
    Wir brauchen mehr Mitglieder, wir brauchen mehr Aktion/Druck
    Kein TV ist sicher keine Lösung

  37. „Opfer“ ist vielleicht etwas sehr überspitzt formuliert, aber es gibt in der Sache doch zwei sehr unterschiedliche Betrachtungsweisen .

    viele Nicht Gewerkschafter sehen sich eben nicht als Trittbrettfahrer, sondern fühlen sich ihrerseits durch den tV benachteiligt.

    Für mich profitieren ebenso viele Gewerkschafter von den Nicht Gewerkschaftern und sind dadurch ebenfalls Trittbrettfahrer .
    Wäre jeder Arbeitnehmer in der Gewerkschaft, würde ein Tarifvertrag mit Sicherheit viel differenzierter Ausfallen (u. a. viel mehr Lohngruppen), was nicht unbedingt für jeden Gewerkschafter zu seinem Vorteil ausfallen würde .
    Stichwort Leistungsprinzip.
    Umgekehrt gilt hier selbstverständlich das gleiche.

    Der Tarifvertrag ist letztlich eine solidarische Vereinbarung, von der alle Seiten gleichmäßig profitieren und gleichmäßig Kompromisse hinnehmen müssen.

    Ich würde mich wünschen, wenn die gegenseitigen Vorhaltungen aufhören und wir gemeinsam an einem Strang ziehen würden . Nicht Seite an Seite , aber zumindest am gleichen Strang .

  38. Leider schweift ihr vom Thema ab. In der Überschrift geht es darum das der AGV nicht in Verhandlungen treten will. Davon liest man nichts mehr. Hat jemand Informationen über den Ausgang der Sitzung vom 03.06.20?

    1. Trotz Zusage, hat der AGV sich im Nachgang zu seiner Besprechung am vergangenen Mittwoch bisher nicht wieder bei uns/ver.di gemeldet. Wir werden dort spätestens in der nächsten Woche nachhaken.
      Ssobald es Neuigkeiten gibt, informiere ich euch hier!
      Schönes Wochenende!

      1. Heute kam eine Mietarbeiterinfo vom AGV, die stellen sich nach wie vor Quer und finden die Haltung der Gewerkschaften für nicht „befremdlich“. Absoluter Wahnsinn!!!! Die Einschätzung der Corona-Krise sei nicht abschätzbar, wohl erst im Herbst. Auch wenn die Leute massenhaft in die Arbeitslosigkeit fallen würden, wären die Wohnungsmieten sicher (Stichwort: Soziale Absicherung in Deutschland), ein Liqudiditätsengpass wegen Corona wird es in der Wohnungswirtschaft nicht geben!

        1. Dieses Schreiben liegt uns inzwischen auch vor. Wir haben bisher aber keine Rückmeldung des AGV. Nichtsdestotrotz werden wir in Kürze auf das Info des AGV reagieren.

  39. Auch ich stehe dem Rundschreiben des AgV sehr kritisch entgegen. Es heißt ja nicht umsonst „der Ton macht die Musik“ und auf einer solchen politisch- und gesellschaftlich wichtigen Ebene der Gegenpartei völlig haltlos und zum Teil unwahr in einem solchen Ton entgegen zu treten, erachte ich als respektlos und abfällig.
    Gerade in einer solchen Krise gebührt den Arbeitnehmern, die nun noch viel mehr Hürden bewältigen müssen, eine hohe Anerkennung. Der AgV darf nicht vergessen, dass ein solides Unternehmen durch die harte Arbeit seiner Mitarbeiter getragen wird. Davon ganz abgesehen, dass die durch die Lockdown-Phase befürchteten Einbußen, in den Betrieben vor Ort nicht bestätigt werden können. Wenn doch werden vermutlich Aktionäre etc. aus Gründen der Solidarität nicht auf ihre Dividende verzichten.
    Solange die Unternehmen in der Wohnungswirtschaft schwarze Zahlen schreiben, und das tun Sie, finde ich es eine Dreistigkeit die Corona-Krise als Ausrede dafür zu nutzen, die wohlverdiente Tariferhöhung abzuweisen.

  40. In der Tageszeitung habe ich letzte Woche ein großes Interview von einem Geschäftsführer einer WohnungsGenossenschaft zum Thema Corona gelesen .

    Tenor : Genossenschaften haben ein krisensicheres Geschäftsmodell. Bisher kaum spürbare Auswirkungen.
    Krise wird die Wohnungswirtschaft lange nicht so hart treffen wie andere Wirtschaftszweige .
    Bisher haben nur 20 Mietparteien (von 3000) Zahlungsprobleme aufgrund von Corona .

    der AGV will uns sprichwörtlich verarschen!!!!

      1. Hallo Ingo,
        die 1,25 dann aber auf 5 Jahre festgeschrieben! So, Ironie aus. Leute es hilft nix, wir müssen in unseren Unternehmen dafür sorgen, dass wir besser gewerkschaftlich organisiert sind. Bei den geringen Mitglieds Zahlen sitzen wir an einem sehr kurzem Ende des Hebels.
        Gruß Frank

  41. Katja schreibt, dass ver.di bisher keine Rückmeldung vom Arbeitgeberverband hatte, aber das geht schon überall in den Betrieben durch die Arbeitgeber rum.
    Also erst nicht reden wollen (wegen Corona), dann über nix reden wollen (auch wegen Corona). Jetzt über ver.di schlecht in der Belegschaft reden, aber immer noch nicht mit ver.di reden wollen. Puhh… von einem durchschnittlichen 6 Jährigen würde ich mehr Sozialkompetenz erwarten…
    …bzw wenn man natürlich nie ernsthaft vor hatte zu reden, kann man das genauso machen

  42. hat der agv seinerseits schon einen gehaltsverzicht angekündigt?
    Vorstände werden ja in der Regel leider direkt für 5 Jahre bestellt und nehmen bei einer neubestelllung sehr gerne eine Gehaltserhöhung von 15 – 25 % mit. Man gönnt sich ja sonst nix .

  43. hallo zusammen,

    Gibt es schon eine Reaktion von ver.di?
    Kann man das Schreiben von agv nicht hier veröffentlichen ?

    Es brodelt schon gewaltig unter den Kollegen .
    Die Stimmung sollte man mitnehmen.

  44. Moin,
    wenn der AGV dieses Jahr nicht verhandeln möchte (was ich persönlich als absolute Frechheit betrachte – da fehlen mir die passenden Worte), bedeutet es dann im Rückschluss, dass der neu abzuschließende Tarifvertrag in 2021 rückwirkend per 1. Juli 2020 seine Gültigkeit bis zum 30. Juni 2022 erhält, also inkl. Nachzahlungen für 2020? Oder haben wir das Jahr 2020/2021 finanziell solidarisch „in der Schwebe“ verbracht und tun dann so, als ob es das Jahr nicht gegeben hätte?

    Den Unternehmen geht es jetzt gut und es wird ihnen nächstes Jahr aller Voraussicht nach nicht schlechter gehen! Zumindest kann ich das für das Unternehmen sagen, in dem ich beschäftigt bin und auch für eine Genossenschaft, in deren Aufsichtsrat ich vertreten bin. Demnach betrachte ich den Hinweis auf „Corona & Kurzarbeit“ als hinfällig und als ein Schlag in das Gesicht der Mitarbeiter!

    Über eine Stellungnahme, was der nächste Schritte sein könnte, wie wir überhaupt Druck ausüben können und wie es jetzt weitergeht, würde ich mich sehr freuen.

  45. Moin,
    in vielen anderen Branchen wäre es jetzt Zeit für Warnstreiks oder ähnliche Aktionen. Wenn aber nur wenige Prozent der Beschäftigten mitmachen, merkt das kein Vorstand oder keine Geschäftsführung. Ich befürchte, dass wir auch kein Verständnis in der Bevölkerung hätten. Da herrscht das Denken, dass höhere Tarife höhere Mieten bedeuten.
    Die Mieten werden dennoch steigen, wir gehen aber leer aus. Keine Frage wo das Geld dann tatsächlich bleibt.
    Gruß Frank

  46. Bin ebenfalls in einem größeren Wohnungsunternehmen tätig und was soll ich sagen? Wir setzen Mieterhöhungen aus und sind dennoch weit weit in der Gewinnzone.

    Und bei Ver.di? Still ruht der See – wie so oft. Die IG Metall würde dem AGV anders die Stirn bieten.

    Die Tarifabschlüsse der letzten Jahre waren im Verhältnis zur Entwicklung in der Branche schon mehr als nur mäßig. Da ist der Mitgliedschwund wenig verwunderlich.

  47. Hallo Zusammen, ich finde es schade, dass der AG-Verband sich nicht für uns einsetzt. Die Mitarbeiter in der Wohnungswirtschaft sind auch in der Corona-Zeit immer für unsere Mitglieder erreichbar gewesen. Wohnungsabnehmen/ Wohnungsübergaben wurde den ganzen Tag mit Mundschutz unter erschwerten Bedingungen durchgeführt. Auch mit erhöhtem Risiko. In den Geschäftsstellen wurde auch Termine gemacht und auch mit erhöhtem Risiko gearbeitet (auch den ganzen Tag mit Mundschutz). Eine ständige Erreichbarkeit war uns wichtig, um da zu sein, für unsere Mitglieder. Arbeiten in Schichten (bereits ab 6:00 Uhr bis 19:30 Uhr ) wurden durchgeführt.
    Deshalb verstehe ich nicht, warum nicht versucht wird, sich für die Wohnungswirtschaft einzusetzen. Die ganzen Jahre davor wurde eine kleine Tariferhöhung gewährt, was noch nicht mal die Inflation abgedeckt hat. Die Preiserhöhungen überrollen uns.
    Was auch wichtig wäre, das zukünftig eine geförderte Altersteilzeitregelung wieder eingeführt wird. Viele Mitarbeiter sind seit dem 16. Lebensjahr im Beruf tätig und möchten gerne etwas früher in Rente gehen. Das wäre doch eine schöne Zukunft……..

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