Warnstreik in Berliner Wohnungswirtschaft und Facilityunternehmen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft für Donnerstag, den 12. Januar 2023 alle Beschäftigten der degewo Gebäudeservice, der fletwerk GmbH und der Gewobag MB in den ganztägigen Warnstreik.

ver.di verhandelt seit einiger Zeit Haustarifverträge in den Berliner  landeseigenen Wohnungsgesellschaften und Facilityunternehmen. Hausmeister/innen, Grünpfleger/innen, Handwerker/innen, Buchhalter/innen und die Beschäftigten in der Servicehotline, siealle haben eins gemeinsam: schon vor Monatsende ist das Geld alle. Deshalb ist der Ansatz von ver.di in allen laufenden Tarifauseinandersetzungen gleich: ein deutliches Plus auf dem Gehaltszettel, mindestens aber die Inflationsrate.

Nun sind drei der Tarifrunden eskaliert. Bei der degewo Gebäudeservice, der 100%igen Facilitytochter der degewo, der fletwerk GmbH, dem Facilityunternehmen, das die Bestände der Gewobag betreut, sowie der Gewobag MB, deren Beschäftigte das Kündigungsmoratorium des Senats umsetzen, wurden die Verhandlungen ergebnislos untergebrochen. Die Beschäftigten werden nun in den Warnstreik gerufen.

„Es ist eine Schande, dass insbesondere diejenigen, die ohnehin schon wenig haben, auch nur wenig bekommen sollen“, so Benjamin Roscher zuständiger Landesfachbereichsleiter. „Es ist Zeit für Gewinnverzicht und nicht für Gehaltsverzicht. Die Beschäftigten dürfen nicht für die Krise bezahlen. Wir nehmen nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Politik in die Verantwortung und erwarten, dass endlich auch die Beschäftigten mitgedacht werden, wenn es darum geht, Unternehmen wegen des Mietenstopps Millionen zukommen zu lassen“, so Roscher weiter.

ver.di fordert für die ca. 400 Beschäftigten der fletwerk 18 Prozent Entgeltsteigerung, eine zusätzliche Steigerung um einen weiteren Prozentpunkt für Hausmeister. Die Beschäftigten haben in mehreren Verhandlungen bekräftigt, dass sie sich nicht mit Einmalzahlungen abspeisen lassen, sondern mindestens einen Inflationsausgleich auf die bestehende Entgelttabelle erwarten. Fletwerk bot am Verhandlungstisch den rund 380 Beschäftigten ab 1. Januar 2023  2,3 Prozent  für die unteren Entgeltgruppen sowie 2 Prozent für die übrigen Entgeltgruppen sowie eine Einmalzahlung von 800 Euro. Die Geschäftsführung schlug eine kurze Laufzeit bis 31. August 2023 vor. „Alles wird teurer, die Beschäftigten übrigens auch!“, sagte Carla Dietrich, Verhandlungsführerin für fletwerk. „Die Gewobag fährt seit Jahren einen Kurs, dass alles billiger werden muss. Das müssen die Beschäftigten am Ende ausbaden. Fletwerk als Auftragnehmer ist mit den aufgerufenen Preisen kaum in der Lage ordentliche Löhne zu zahlen“, so Dietrich weiter.

Die Tarifrunde für die rund 380 betroffenen Beschäftigten bei der degewo Gebäudeservice läuft nun schon seit Sommer 2022. Nach bereits sechs erfolgreichen Streiktagen hatte die Arbeitgeberseite endlich eingelenkt und am 12. Dezember 2022 ein neues Angebot unterbreitet. Bei den Verhandlungen am 16. Dezember machte sie aber deutlich, dass sie die Not der Beschäftigten nicht verstanden hat. Sie bot 500 Euro Einmalzahlung für Dezember, eine Entgeltsteigerung um 5 Prozent zum 1. Januar 2023 und eine weitere für 3 Prozent zum 1. Juli 2023. Eine Einmalzahlung im Dezember sollte aber dann bei einer Laufzeit bis September 2024 alles gewesen sein. „Die Beschäftigten werden eine Nullrunde ab Januar 2024 niemals akzeptieren“, machte Benjamin Roscher, Verhandlungsführer für die dgs, deutlich.

Die Beschäftigten der Gewobag MB verdienen mitunter bis zu 33,9 Prozent weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen im Konzern. ver.di fordert in dieser Tarifrunde die Eingliederung in den Flächentarifvertrag der Wohnungswirtschaft. Die Beschäftigten in der 100%igen Tochter verdienen nicht nur weniger, sie müssen auch 1,5 Stunden mehr die Woche arbeiten und erhalten statt eines Urlaubs- und Weihnachtsgeld lediglich eine Bonuszahlung. Betroffen davon sind 12 Beschäftigte. Die Kosten für die Übernahme des Tarifvertrags Wohnungswirtschaft belaufen sich auf ca. 150.000 Euro. Geld, das die Gewobag angeblich nicht hat. Verhandlungsrunden brachten keine Einigung. Ein erster Streiktag im November blieb auch wirkungslos. „Die Politik beschließt das Kündigungsmoratorium und die Gewobag weigert sich, die dafür zuständigen Beschäftigten ordentlich zu bezahlen – das ist eine Schande!“, so ver.di-Verhandlungsführerin Carla Dietrich. „Seit Jahren arbeiten die Mietschuldnerberater/innen für deutlich weniger Geld. Damit ist jetzt Schluss! Wir fordern Gerechtigkeit und gleiche Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten in der Gewobag.“

„Unser Streik richtet sich nicht gegen Mieterinnen und Mieter, sondern gegen die Haltung von Geschäftsführungen und Vorständen, dass alles billiger werden muss. Wir bitten Mieterinnen und Mieter um Solidarität und Unterstützung, denn wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen“, so Benjamin Roscher.

Die insgesamt ca. 800 betroffenen Beschäftigten sind in den ganztägigen Warnstreik gerufen. Eine gemeinsame Kundgebung findet von 10:00-13:00 Uhr am Kottbusser Tor / Admiralstraße 1-2 (vor dem Südblock) statt.

2022-01-12 Streikaufruf

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2023-01-12 Streikaufruf

 

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